Er fuhr mit einem alten VW-Kombi über Sandpisten zu brasilianischen Indianern und berichtete aus dem Busch von Neuguinea, fotografierte wertvolle Skulpturen und Gemälde in Franken und filmte mit seiner 16-Millimeter-Filmkamera das evangelische Leben in Bayern: Martin Lagois prägte die bayerische evangelische Publizistik wie kaum ein anderer.
Nach Nürnberg kam Lagois 1946 zunächst als "Amtsaushilfe". Die Stadt wurde zur Heimat für ihn, seine Frau Anneliese und die vier Kinder. Lagois Interesse galt besonders den Medien: Zwar scheiterte er damit, die evangelische Tageszeitung "Allgemeine Rundschau" wieder aufzubauen, doch prägte er als Redakteur des Evangelischen Presseverbands für Bayern e.V. die Medienwelt in Franken: Mit Notizblock und Leica-Kamera fuhr er über das Land und versorgte die regionalen Tages- und Kirchenzeitungen mit Reportagen, Meldungen und Fotografien - über Ökumene, Gemeindeleben, Soziales oder Kultur.
Die bayerische Landeskirche erkannte sein Talent und ernannte ihn 1969 zum Fernsehbeauftragten. Nun war er offiziell mit der Produktion von Bildreihen und Filmen für Religionsunterricht und Gemeinden beauftragt. Es folgten weitere Reisen, etwa nach Brasilien, Spanien und Israel. Seine Berichte verfehlten nicht ihre Wirkung: Seine Fernsehsendung über Norwegen sorgte für einen Reiseansturm auf die Lofoten. 1979 bekam Lagois das Bundesverdienstkreuz verliehen mit der Begründung, er habe mit Hilfe seiner "publizistischen Auswertung" der Reisen "wesentliche Akzente der Beurteilung fremder Länder" gesetzt.
Stets machte Lagois sich stark für professionelle Medienarbeit - auch deshalb, weil er sich das Handwerk des Fotografen, des Redakteurs und des Filmemachers mühsam selbst erarbeitet hatte. Ein Pressemann der Kirche müsse auch mal "Reißnägel ins kirchliche Ruhekissen" einfügen, befand Lagois - nicht nur registrieren und bestätigen. Diese Haltung bewog ihn dazu, den offiziellen Abschied der Landeskirche abzulehnen mit der Begründung, er habe in seinem Leben schon zu viele kirchliche Festreden gehört.
Gleichwohl blieb Lagois auch im Ruhestand seiner Berufung treu: Unermüdlich zog er durch Franken auf der Suche nach interessanten Motiven und Kunstschätzen. Seine Fotografien wurden in Bildbänden gedruckt, seine Tonbildschauen über die Evangelische Medienzentrale vertrieben. Er verfasste Berichte und kunsthistorische Abhandlungen für das "Sonntagsblatt" und führte Touristen in der Adventszeit durch die Egidienkirche.
Nach seinem Tod am 27. Januar 1997 im Alter von 84 Jahren vererbte Lagois seinen fotografischen Nachlass an den Evangelischen Presseverband für Bayern e.V. Dieser publizierte einen Bildband, sortierte und digitalisierte das Bildmaterial für sein Bildarchiv. Im Jahr 2008 wurde erstmals der "Martin-Lagois-Fotowettbewerb" ausgeschrieben, mit dem Ziel, die Bildberichterstattung im Bereich Kirche, Religion und Diakonie zu fördern.